Um 1552-1555. Seidenstricker unbekannt. Schneiderarbeit vermutlich sächsisch.
Die Hose gehört zu einer Gruppe verschiedener in Seide gestrickter Kleidungen aus dem Besitz des Kurfürsten August von Sachsen. Da das Lederfutter dieser Hose dem der Hose vom überlieferten Bräutigamskleid Augusts aus dem Jahre 1548 in Material, Schnitt und Verarbeitung gleicht, sollte zumindest die Endfertigung der Strickhose in Sachsen erfolgt sein. Im Kleiderinventar des Kurfürsten von 1555/56 ist sie beschrieben als: „Ein par gelbe gestrickte spanische Hosen, mit einem vberzugk [Überzug]“. Die Beschreibung als „spanisch“ verweist auf die Herkunft der Mode und meint sowohl die besondere Fasson als auch die Machart. Die bis zur Oberschenkelmitte reichende Hose ist stufenweise gebauscht. Sie besteht aus drei Schichten. Die oberste Schicht, „vberzug“ genannt, bildet ein leuchtend gelbes Seidengestrick. Durch die regelhaft eingearbeiteten Längsschlitze tritt gelber Taft dekorativ hervor. Die innere lederne Futterhose verleiht der Hose Stabilität. Sie ist ein Indiz dafür, dass es sich bei der Hose um Oberbekleidung handelt. Mit der anliegenden Gesäßpartie, den engen Hosenbeinen, den schräg gesetzten Zierkanten in der Leistengegend, die die Beine optisch verlängern, sowie der im Innern mit Wollstoff gesteiften Braguette als Blickfang ist die Hose ausgesprochen erotisch. Die besondere Betonung der Männlichkeit in der europäischen Fürstenmode des 16. Jahrhunderts demonstriert das nachdrückliche Beharren auf dem dynastisch begründeten männlichen Führungsanspruch.© Staatliche Kunstsammlungen Dresden 2012
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