Sunday, November 4, 2012

Стремена





Kellerthaler, Daniel

Dresden. Um 1615 - 1619.







Die Trense und das Paar Steigbügel bilden eine Garnitur die ein Geschenk des Rates zu Leipzig an Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen war. Ein Adler und der seine Jungen mit dem Blut nährende Pelikan, Symbol für die Selbstopferung Christi, bilden die Hauptmotive. Der Adler ist am Scheitel der Steigbügel, der Pelikan an den Außenseiten vom Gebiss jeweils als Blickfang aufgebracht. Die Adlerfigur heraldisch als der deutsche Königsadler verstanden, könnte eine Bezugnahme auf das Reichsvikariat Johann Georgs I. im Jahre 1619 bedeuten. Sie würde auch das Pelikanmotiv regierungsprogrammatisch einbinden. Die Verortung politische Bedeutung tragender Motive an Reitzeugen folgt deren Statuswert in der ritterlichen Bewehrung. Jagdmotive - Vögel unterschiedlicher Gattung, darunter Falke, Schwan, Pfau, Reiher, Fasan und Trappe, bei der Beizjagd von einem Falken geschlagene Hasen und wilde Masken – sprechen die Jagdleidenschaft des Kurfürsten an. Die Steigbügel sind im Ganzen als fortlaufendes Kartuschenwerk mit runden Medaillons durchgestaltet. Die Figuren sind nahezu vollplastisch ausgeführt und dekorativ den Medaillons der Steigbügel und den Funktionsteilen der Trense aufgesetzt. Die in ihrer temperamentvollen, flüssigen Gestaltung dem barocken Formenkanon verpflichtete Garnitur steht für die Vielfalt im Werk Daniel Kellerthalers und für dessen Pionierrolle in der Dresdner Goldschmiedekunst seiner Zeit. In dem Ratsgeschenk von Leipzig darf man ein Auftragswerk vermuten.

© Staatliche Kunstsammlungen Dresden 2012



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