Friday, October 26, 2012

Hockender Harlekin

Hockender Harlekin



Hockender Harlekin

wohl Frankfurt am Main, 1. Viertel 18. Jh.

Grünes Gewölbe





Unregelmäßig gewachsene ›Barockperlen‹ beflügelten schon von jeher die menschliche Phantasie. Sie lieferten sowohl Inspiration als auch materielle Grundlage für die kleinen Statuetten aus Gold, Email und Edelsteinen »mit einem Leib aus Perl«. Der Schöpferkraft des Künstlers, der die buckligen Formen der monströsen Perlen in assoziativer Weise mit figürlichen Motiven verband, waren keine Grenzen gesetzt. Das Spektrum der Perlfiguren umfasst Tiere, Fabelwesen, aber auch Harlekine, Soldaten, Bettler, Heilige und Götter. Mit insgesamt 57 Stücken verfügt das Grüne Gewölbe über den weltweit größten Bestand dieser, um 1700 bei vielen fürstlichen Sammlern beliebten Pretiosen. Wichtigster Lieferant für August den Starken, der mit den Juwelierplastiken die Konsolen seines kleinen Eck-Kabinetts füllte, war Guillaume Verbecq. Obwohl sich der Name des hugenottischen Juweliers auch in den Rechnungsunterlagen anderer Fürstenhöfe findet, ist nur wenig über seine Person bekannt. Da die von ihm erworbenen Kunstwerke sehr disparaten Charakter haben, wird er vorrangig – wenn nicht ausschließlich – als Händler tätig gewesen sein. Die eigentlichen Urheber der von ihm gekauften Pretiosen bleiben daher im Dunkeln. Für die grotesken Zwerge die den Begriff der ›Groteskfiguren‹ prägten, ließen sich die Künstler vor allem vom grafischen Werk Jacques Callots anregen, wobei sie die leise Tragik der Callotschen Gobbi meist ins Laute, Komische wenden. Beliebte Motive waren zudem die skurrilen Typen der italienischen

Stegreifkomödie Commedia dell’Arte, wie etwa der Harlekin.



© Staatliche Kunstsammlungen Dresden 2012




No comments:

Post a Comment